Projektüberblick
Wahre Demokratie beruht auf der Rechtsstaatlichkeit und wird zu einer Illusion, wenn nicht jeder Zugang zur Justiz haben kann. Da die formale Anerkennung von Rechten durch Rechtssysteme nicht automatisch dazu führt, dass diese auch in der Praxis umgesetzt werden, riskieren diejenigen, denen der Zugang zum Justizsystem verwehrt wird, dass ihre Rechte ignoriert oder verletzt werden. Gerade deshalb ist der Zugang zur Justiz eines der grundlegendsten Bürgerrechte eines demokratischen Staates, der die Rechte aller sicherstellen − und nicht nur verkünden − will.
Die UN-Kommission für Legal Empowerment of the Poor schätzt, dass sich mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung außerhalb des effektiven Gesetzesschutzes befindet. In aktuellen Zahlen bedeutet dies, dass etwa 3,8 Milliarden Menschen daran gehindert werden, ihre grundlegendsten Rechte über das Justizsystem geltend zu machen, was häufig zu sozialer und politischer Ausgrenzung oder Marginalisierung führt, sowohl in rechtlicher als auch in zivilgesellschaftlicher Hinsicht, insbesondere der sozial und finanziell schwächsten Mitglieder der Gesellschaft.
Das Projekt Global Access to Justice hat das Ziel, praktische Lösungen für die Problematik des Zugangs zur Justiz zu untersuchen und zu identifizieren, indem es ein internationales Netzwerk von Forschern aus der ganzen Welt in einem bisher noch nie erreichten Umfang bildet. Durch die Zusammenarbeit von weltweit führenden Experten, die verschiedene Kulturkreise, Fachbereiche und Nationen vertreten − und, wo möglich, auch unbeachtete Volksgruppen in der Gesellschaft einbeziehen − sammelt das Projekt die neuesten Informationen über verschiedene Justizsysteme der Welt und analysiert die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und psychologischen Barrieren, die vielen Menschen − nicht nur den finanziell Schwächsten − den Zugang zum Justizsystem verwehren oder erschweren.
Das vorliegende Projekt bietet viel mehr als eine konzeptionelle Analyse der Justiz in der heutigen Welt. Basierend auf einer empirischen und vergleichenden Analyse juristischer Prozesse und gleichzeitig auf der praktischen menschlichen Erfahrung, dokumentiert das Projekt die Versuche, Errungenschaften und Misserfolge all derer, die unermüdlich auf der Suche nach Gerechtigkeit in der realen Welt arbeiten. Aufgrund seines einzigartigen multidimensionalen epistemologischen Ansatzes und seiner großen geografischen Reichweite strebt das Projekt an, die umfassendste Forschungsarbeit zu werden, die jemals über den Zugang zur Justiz durchgeführt wurde. Alle, die sich an dem Projekt beteiligen und dazu beitragen möchten, sind herzlich eingeladen, sich auf unserer Seite anzumelden.